„Unsere Kinderbetreuer haben den ganz klaren Auftrag, so oft wie möglich mit den Kindern rauszugehen und zur Landwirtschaft zu gehen.“, erzählt uns Klaus Kindl im Interview. Bereits seit drei Generationen steht das Alpenhotel Kindl für herzliche Gastfreundschaft, familiäre Atmosphäre und erstklassigen Service. Im Stubaital gelegen, ist das Kindl mehr als nur ein Ort zum Übernachten – es ist ein Zuhause für Familien aus aller Welt, die Ruhe, Erholung und Abenteuer suchen.
Das Kindl bietet 72 familienfreundliche Suiten und Zimmer mit einem beeindruckenden Panorama auf die Tiroler Alpen und zahlreichen Freizeitaktivitäten für jede Jahreszeit. Die gepflegte Außenanlagen, die umfassende Kinderbetreuung und die hauseigene Landwirtschaft sorgen dafür, dass sich alle rundum wohlfühlen. Besonders die Landwirtschaft, die seit Generationen betrieben wird, sei die Leidenschaft des Inhabers.
Doch wer steckt hinter diesem besonderen Ort? Um das herauszufinden, haben wir uns mit Klaus Kindl, dem Inhaber des Familienbetriebs, zusammengesetzt. In einem ausführlichen Interview erzählt er uns von seiner Leidenschaft für die Hotellerie, den Herausforderungen und Erfolgen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Familienhotel im Stubaital und seiner Liebe zur Landwirtschaft.
Klaus Kindl:
Also, ganz förmlich lautet mein Name Nikolaus Josef Kindl, genannt Klaus. Ich habe den Betrieb vor 20 Jahren von meinen Eltern übernommen. Ich habe den Betrieb dann eine lange Zeit mit meiner verstorbenen Frau Denisa geführt und führe ihn jetzt mehr oder weniger alleine. Wir haben schon vor 15 Jahren die Entscheidung getroffen, uns auf Familien zu fokussieren. Daraus resultiert auch die Kooperation mit Familotel.
Wir haben hier im Betrieb 72 Suiten und Zimmer, und 99,5% unserer Gäste sind Familien mit Kindern. Mit jeder Investition, die wir tätigen, versuchen wir das Ganze immer aus der Sicht der Familien oder Kinder zu sehen. Das ist uns sehr wichtig. Ich glaube, wir sind mittlerweile auf einem sehr guten Weg und kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass es wirtschaftlich darstellbar ist.
Zu mir als Person: Ich bin ein klassisches Hotel-Kind. Unsere Familie führt das Hotel Kindl in der dritten Generation. Ich habe eine klassische Grundschulausbildung, danach die Hotelfachschule absolviert, war dann 6–7 Jahre im Ausland unterwegs und bin schließlich heimgekehrt. Anfangs habe ich das Hotel mit meiner Mutter und meiner Schwester geführt. Später, wie gesagt, mit meiner leider verstorbenen Frau und jetzt alleine.“
Klaus Kindl:
Da gab es sehr viele Herausforderungen, angefangen mit dem Problem, den Banken zu erklären, was wir vorhaben. Jeder Anfang ist schwer. Wir haben ganz einfach angefangen, ich weiß noch genau, mit einer halbtägigen Kinderbetreuerin. Mittlerweile haben wir vier Vollzeit- und fünf Teilzeit-Kinderbetreuerinnen. Die Herausforderungen waren am Anfang sehr deutlich. Ich muss aber fairerweise sagen, dass wir diesen Schritt bis jetzt noch nie eine Sekunde bereut haben, weil das Gästefeedback von Anfang an sehr positiv war. Das sind die Fundamente, auf denen wir aufbauen.“
Klaus Kindl:
Das ist richtig. Aber nun kommen wir weg vom Geschäftlichen. Die Landwirtschaft ist mein Hobby, meine Leidenschaft. Wir betreiben seit Generationen Landwirtschaft in der Familie. Wir machen das auf eine sehr konservative oder klassische Art und Weise. Wir haben nach wie vor Kühe, Schafe, Ziegen - wie schon seit Generationen. Die Landwirtschaft liegt direkt über die Straße, also fußläufig sehr nahe. Uns ist wichtig, dass unsere Gäste-Kinder wirklich sehen, wie Milch entsteht, was der Kreislauf ist, wo das Heu herkommt und was die Kühe fressen. Wir versuchen ein bisschen den Bogen zu spannen und dies in unserem Kinder-Club zu integrieren. Unsere Kinderbetreuer haben den ganz klaren Auftrag, so oft wie möglich mit den Kindern rauszugehen und zur Landwirtschaft zu gehen. Das heißt, wir sind jeden zweiten Tag mit den Kindern im Stall, schauen uns alles an, von der Tierfütterung bis zum Kennenlernen der Tiere. Das spannt einen runden Bogen bis zum Schluss.“
Klaus Kindl:
Gute Frage. Klassische Frage, die mir oft gestellt wird. Mir ist hier Ehrlichkeit und Transparenz sehr wichtig. Das Stubaital als Region war nie eine große Milch- oder Käse-Region. Die meisten Landwirte im Stubaital haben Jungtiere gezüchtet und waren nie auf Milch und Käse ausgelegt. Wir verwenden unsere Milch, die in der Früh gemolken wird, direkt für das Buffet oder in der Küche. Wir produzieren aber keinen Käse, denn das ist das Stubaital nicht und es wäre nicht authentisch. Wir haben eine Kooperation mit einem Nachbarn, der ein Schlachthaus betreibt. Wir haben Kalbfleisch und Lammfleisch zu 100 % aus dem Stubaital. Rindfleisch, von der Menge her, kommen wir auf 20 – 22 %. Schweinefleisch kommt aus dem restlichen Tirol, da es im Stubaital nur wenige Schweinehalter gibt.
Und was wir machen, um die Frage zu beantworten: Wir produzieren aus dem Schweinefleisch aus Tirol unseren hausgemachten Speck, der in einer kleinen Selche am Hof hergestellt wird. Der ganze Prozess dauert 6 – 7 Monate. Das ist im Prinzip unser kulinarisches Markenzeichen.“
Klaus Kindl:
Das Stubaital ist genau genommen ein touristischer Zwerg im Vergleich zu den Mega-Marken wie Zillertal, Ötztal, Kitzbühel oder Arlberg, die viel mehr Gästebetten haben. Aber das Stubaital hat es früh geschafft, sich auf Familien mit Kindern zu spezialisieren. Ich traue mich zu sagen, dass das Stubaital unter den Top 3 der Familiendestinationen im Alpenraum ist. Im Winter haben wir großes Glück mit dem Stubaier Gletscher, der aufgrund seiner Höhenlage schneesicher ist: Unser Skigebiet am Stubaier Gletscher befindet sich zwischen 2.600 und 3.010 Meter Höhe. Da sind wir im Schnitt um 1000 Meter höher als die klassischen Skigebiete. Schneesicherheit ist von November bis Mai gegeben. Allerdings haben alle Hotels im Stubaital eine gewisse Distanz zum Skigebiet. Das klassische Ski-In und Ski-Out hat es bei uns im Kindl nie gegeben. Wir versuchen die Distanz vom Hotel zum Skigebiet mit hauseigenen Hotelskibussen zu überbrücken. Aber so ehrlich muss man sein: Man geht bei uns nicht vor die Haustür raus und geht Skifahren. Das Stubaier Gletschergebiet hat es sehr früh verstanden. Es hat ein wunderbares Kinderland und Kinder bis 10 Jahre fahren kostenlos in Begleitung der Eltern. Auch die Skischule hat sich gut entwickelt. Das sind einfach genau diese Eckpunkte, die uns als Familienhotel im Stubaital so voranbringen. Das zum Thema Winter.
Im Sommer gibt es die Stubai Super Card, die jeder Gast gratis bei der Buchung dazubekommt. Mit dieser Karte können Gäste alle Seilbahnen, und was mir persönlich sehr wichtig ist, alle öffentlichen Verkehrsmittel und noch zahlreiche andere Attraktionen kostenlos mitbenutzen. Wir sehen auch hier die Nachfrage Jahr für Jahr steigen. Es ist einfach praktisch, dass wir alle vier Seilbahnen im Sommer in der Karte inkludiert haben. Es geht bei uns zum Beispiel mit der Serlesbahn zum Serlespark, der ein wunderschönes Panorama und ein wunderschönes Kinderland hat: Vom Bergsee über Spielplatz, die Liste ist unendlich lang. In der Schlick 2000 haben wir einen wunderschönen Baumhaus- und Scheibenweg. Das Highlight im Sommer ist der Wildwasserweg, der den Ursprung des Gletscherbaches zeigt. Er liegt in einer Naturkulisse wie es sie in so einer Art und Weise im Alpenraum sicherlich wenig bis gar nicht gibt. Wir haben außerdem heuer im Sommer einen neuen Sonnseitenweg bekommen. Dieser ist wieder speziell auf Familien ausgerichtet, weil er leicht begehbar und kinderwagentauglich ist. In der Mitte vom Sonnseitenweg liegt eine Hängebrücke, die was Einzigartiges ist. Hängebrücken gibt es Viele auf der Welt, aber diese ist einfach so in der Natur integriert, dass es sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal im Alpenraum hat.“
Klaus Kindl:
Auf jeden Fall! Was mir noch wichtig ist zu erwähnen: Wir sind digital zwar relativ gut aufgestellt und versuchen hier immer am Ball zu bleiben, aber viel wichtiger ist uns der persönliche Kontakt an der Rezeption, mit mir oder mit unseren Service Mitarbeitern. Wir leben hier und sind einfach in der Lage für einen Jeden mehr oder weniger etwas Maßgeschneidertes zu empfehlen. Wir bieten zum Beispiel im Sommer unseren Hotel Shuttle an. Das heißt im Sommer bringen wir Gäste zu den Wanderausgangspunkten hin und holen sie wieder ab. Weil wir dadurch einfach schaffen, sie in Orte hinzubringen, die nicht in jeder Wanderkarte herausstechen. Direkt hinter unserem Haus geht ein Wandergebiet los. Es ist ein wunderschönes naturbelassenes Wandergebiet, wo man direkt vom Hotel aus starten kann. Da gibt es keine Spielplätze oder irgendwelche Hängebrücken. Da gibt es aber die Natur, die man so in ihrer Naturbelassenheit und so im Alpenraum sicherlich nicht mehr überall sieht.“
Klaus Kindl:
Ich könnt mich immer magisch aufregen über diese Ausdrücke wie USP. Grundsätzlich ist das ja alles richtig: Jedes Hotel hat seine USP’s. Wir im Kindl bezeichnen es gerne als die Kindl-DNA, weil es bei den jungen Mitarbeitern besser ankommt. Ich habe immer das Gefühl, meine jungen motivierten Mitarbeiter hören mir dann eine Spur besser zu.
Das Grundprinzip von Urlaub hat sich einfach in den letzten 100 Jahren nicht grundsätzlich verändert. Ich sag zu meinen Mitarbeitern immer: Wir dürfen eines nicht vergessen: Die ganz große Masse, wenn gar nicht alle Menschen auf dem Planeten, freuen sich auf den Urlaub. Und unser Job ist es ihnen den Urlaub so angenehm wie möglich zu gestalten. Als Teil der Kindl-DNA versuchen wir zum einen flexibel zu sein und zum anderen versuchen wir auf die Gästewünsche einzugehen. Ich bin davon überzeugt, dass es eine der wichtigsten und auch schönsten Arbeiten auf der Welt ist, wenn Gäste vom Urlaub zufrieden und erholt abreisen. Ich glaub für jeden wird die Arbeitswelt immer ein bisschen anstrengender, stressiger, hektischer, schneller. Welche Ursachen das hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass dadurch das Verlangen nach Urlaub größer und der Erholungswunsch im Urlaub noch wichtiger wird. Und da sind wir gefordert das den Familien so angenehm wie möglich zu gestalten. Zudem haben im Kindl ein gutes konstantes Mitarbeiterteam, welches hier wirklich versucht den Gästen die Sache zu erleichtern, damit die Erholung tatsächlich stattfinden kann“
Klaus Kindl:
Die Liste wäre lang. Ich will beim Hauptthema bleiben, weil ich glaub, dass das manchmal in der Masse untergeht. Wir im Kindl sind auch nur Menschen. Bei uns geht auch mal was schief. Unsere Mitarbeiter machen Fehler, und ich mache oft selbst die meisten Fehler. Aber ich glaube, dass wir A) die Fehler nur in dem Umfang machen, dass der Gast sie nicht immer mitbekommt, und B) wenn er sie mitbekommt, sieht, dass es menschlich ist. Da sind Menschen am Werk und nicht Computer oder KI-Technologien. Hier arbeiten Menschen für Menschen oder auch Menschen für Familien. Und wir versuchen im Austausch das Urlaubsgefühl und die Erholung in den Mittelpunkt zu stellen. Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich bei sehr sehr vielen Familien einen Unterschied sehe, wenn sie anreisen und wenn sie abreisen. Das einfach die Erholung gefruchtet hat und sie es geschafft haben, dank unserer Unterstützung ihren Akku im Urlaub wieder aufzuladen. Dann bin ich schon sehr zufrieden, weil dann ist der Grundgedanke des Urlaubs erfüllt.“
Klaus Kindl:
Ich sage Dankeschön und hoffe, dass ich euch ein wenig mit meinen Gedanken helfen konnte.“
Interview geführt am 16. Mai 2024 von Katharina Kammel (Familotel AG)
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